18.7.83: Malheur in Würzburg – eine alte Lady springt ein | ||||||||||||||||
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Ein schöner, erfolgreicher TMT-Tag, den ich in der Regensburger Ecke verbracht hatte, war fast zu Ende gegangen. Um ihn gepflegt ausklingen zu lassen,
legte ich auf dem Heimweg in meine damalige hessische Heimat, wie so oft, noch einen Halt in Würzburg ein und stattete dem Bw einen Besuch im Abendlicht ab.
Erstaunlicherweise tummelten sich an diesem Montag ausschließlich Altbauelloks an der mittleren Scheibe und nicht eine einzige Lok der Neubaufraktion war
vertreten! Ein Umstand, der im weiteren Verlauf der Dinge noch eine bedeutsame Rolle spielen wird...
Nachdem ich hier alles im Kasten hatte, begab ich mich wieder zum Bahnhof und wartete zufrieden auf meinen IC 622 „Gürzenich“ (München-Dortmund),
der mich nach Frankfurt bringen sollte. Ich stand am Ostende des Bahnsteigs und beobachtete meinen Zug pünktlich um 18:57 Uhr einfahren.
Doch was ist los! Ein heftiges Blitzgewitter entlädt sich über der 103 237, just als sie den Bahnhofsbereich erreicht. Kurz vor mir erkenne ich dann,
dass es ihren Stromabnehmer zerfetzt hat. Sie rollt noch bis zur regulären Halteposition und dann ist erst mal Schluss – nicht nur für ihren IC „Gürzenich“,
sondern auch für den restlichen Zugbetrieb, denn angesichts des Fahrleitungsschadens schaltet die DB den Strom im Bahnhof sofort ab.
Rasch wird improvisiert, um den Betrieb weiterhin einigermaßen abwickeln zu können. Ellok bespannte, einfahrende Züge rollen mit gesenktem Pantograf
in den Bahnhof ein und abfahrende werden mit Hilfe von 290ern hinausgedrückt.
Aber was tun mit dem IC 622? Mir schwante es schon, kannte ich doch die Fahrzeuglage im Bw. Nur eine Altbaulok konnte Rettung bringen! Und tatsächlich –
die 118 050 wurde auserkoren, einen ihrer letzten hochwertigen Dienste, vielleicht den letzten IC-Einsatz der Baureihe überhaupt zu erbringen!
Sie wurde an den IC gesetzt und verließ schließlich mit ca. einstündiger Verspätung den Bahnhof, natürlich mit mir an Bord. Eine sensationelle
Überraschung! Eine E18 mit einem IC nach Frankfurt, wo sich die Maschinen ja schon viele Jahre nicht mehr planmäßig haben blicken lassen. Meine Freude,
das als Mitreisender erleben zu dürfen, hat wahrscheinlich den durch die zusätzliche Stunde verursachten Frust der restlichen Fahrgäste zusammen aufgewogen.
Tapfer hat sie sich geschlagen. Sie erreichte Frankfurt mit derselben Verspätung, mit der sie Würzburg verließ und hat damit mit ihrem schweren Zug
auf der steigungsreichen Strecke die reguläre Fahrzeit eingehalten!